Mit Penny ins All

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Beim Aufräumen finde ich einen Stapel mit Reklame bzw. – wie es in der Dialogmarketing-Sprache korrekt heißt – teiladressierter Direktwerbung und entdecke ein wahres Fundstück in puncto streuverlustreicher Werbung: Der Lebensmittel-Discounter Penny bietet in einem Prospekt einen Weltraumflug zum Schnäppchenpreis von 99.999 Euro an. Ich wiederhole: Penny bietet Weltraumflüge an!

Das ist ungefähr so, als ob Prada in seinen Flagship-Stores in Mailand und Moskau Rotwein aus Tetrapaks verkaufen würde. Als ob jemand, der für einen Wochenend-Ausflug knapp 100.000 Euro übrig hat, bei Penny einkaufen und kurz vor der Kasse spontan eine „unvergessliche Reise ins Weltall“ (Werbetext) in den Einkaufswagen legen würde. Okay, man kann die Reise nicht direkt bei Penny kaufen, aber die entsprechenden Prospekte liegen direkt an der Kasse – Quengelware für Millionäre quasi.

Dazu kommt, dass ich das Angebot im Penny in der Mainzer Landstraße im Frankfurter Stadtteil Gallus gefunden habe. Eine Kollegin nennt das Geschäft liebevoll den „prolligsten Penny Deutschlands“, unter anderem weil dort viele Hartzer (Hartz-IV-Empfänger) anzutreffen sind, die mit Lebensmittelschecks bezahlen. Und vor der Eingangstür lungern regelmäßig Penner herum, die um den obligatorischen Euro betteln.

Es gibt ein gutes altes Marketingsprichtwort, wonach die Hälfte der Werbegelder rausgeschmissenes Geld ist, aber man nie weiß, welche Hälfte verschwendet ist. Bei Penny dürfte die entsprechende Quote dem Kaufpreis der Reise entsprechen: 99,999, vorausgesetzt man rechnet in TEURO.

Absurd mutet auch die Anreise zum Flughafen an: Rail & Fly 2. Klasse inklusive ICE-Nutzung. 2. Klasse? Wer fast 100.000 Euro für einen Kurztripp ausgibt, will bestimmt nicht zwischen Rucksack-Touristen und quengligen Kindern reisen.

Die Folge: Laut Prospekt ist das Angebot bis zum 26. Februar verfügbar. Im Online-Shop ist es aber seit über einer Woche nicht mehr zu finden. Vermutlich weil sich die Nachfrage in Grenzen hielt …

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