Jahresrückblick: Löchriger Trend

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Jeans-Bleichungen
Die gesundheitsgefährdende Sandstrahltechnik sorgt für den gewünschten Used-Look

Es gibt Modetrends, die partout nicht totzukriegen sind, unter anderem Miniröcke und Animal Prints, insbesondere Leoparden- und Tiger-Looks. Zu Recht. Schließlich haben beide Styles nach wie vor ihren Charme, sowohl für den Besitzer als auch für den Betrachter. Ganz anders sieht es bei einem Trend aus, der in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erstmals auftauchte und Ende der Nuller Jahre sein Comeback feierte, das rätselhafterweise immer noch anhält. Und das, obwohl die Argumentation für diesen Style äußerst löchrig ist. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Rede ist von Used Denim-Jeans, die sich dadurch auszeichnen, dass sie von Beginn an sehr abgenutzt wirken, zum Beispiel weil der Hersteller sie mit Löchern und Bleichungen versehen hat. Man muss sich das mal vor Augen halten: Da bezahlen Kunden einen Aufschlag von bis zu 100 Euro dafür, dass ihnen Billiglöhner in Fernost ihre Jeans kaputt machen – und vielfach ihre eigene Gesundheit mit dazu. Zum Beispiel, wenn sie die in Europa verbotene Sandstrahltechnik anwenden. Der dadurch freiwerdende Feinstaub ruiniert langfristig die Lungen der Arbeiter. Ebenfalls nicht ganz ungefährlich sind die ätzenden Chemikalien, die dafür sorgen, dass die Hose so aussieht, als sei sie schon jahrelang getragen worden.

Das ganze unter der Prämisse, dass jede Jeans dadurch eine ganz individuelle ist. Als ob sich der Betrachter merken würde, an welchen Stellen die Hosen des Kollegen oder
Freundes Löcher und Bleichungen haben. Mal ganz ehrlich: Hätten es eingestickte Initialen oder selbst gewählte Aufdrucke nicht auch getan?

Völlig absurd wird die Sache, wenn man sich vorstellt, welche Situationen sich dadurch in den Haushalten der asiatischen Textilarbeiter ergeben: „Wie war dein Tag, Schatz?“ „Ach, okay. Ich habe heute 100 Jeans eines deutschen Jeans-Labels kaputt gemacht.“ „Und? Haben die dich gefeuert?“ „Nein! Ganz im Gegenteil: Ich habe eine Prämie bekommen, weil 100 die neue Tagesbestleistung war.“ „Ja, ne, ist klar, Rashid.“ Geh mal lieber nach draußen und flicke das Dach unserer Wellblechhütte! Oder hast du die Löcher auch selbst gemacht, weil das in Europa gerade cool ist?“

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