Januar 2010
Zugegeben: Nicht alles, was auf Medienkongressen erzählt wird, stellt sich im Nachhinein als richtig heraus. Doch in der Regel sind die Aussagen oder Prognosen so geschickt gewählt oder formuliert, dass sie eine Halbwertzeit von mehreren Monaten haben. Nicht so beim 2. Deutschen Medienkongress von HORIZONT am 19. und 20. Januar in Frankfurt. Dort überdauerte eine Kernaussage eines so genannten Impulsreferats nicht einmal die darauf folgende Pause.
Aber der Reihe nach: Der Chef eines Radiodienstleisters will anhand zweier plastischer Beispiele die Inflation der Medienkanäle illustrieren: „Wie viele verschiedene Kaffees gab es vor 40 Jahren?“, fragt er in die Runde. „Richtig: EINEN, und nur EINE Größe.“ Heute seien es dank amerikanischer Großketten über hundert. Das Gleiche passierte im Fernsehbereich, in dem aus einst zwei Sendern (ARD und ZDF) mehrere Hundert geworden sind.
Vergleichbares sei bei den Werbekanälen geschehen, die vor ein paar Jahrzenten nur aus Zeitungen und Zeitschriften sowie dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen bestanden hätten. Inzwischen gebe es Dutzende von Kanälen: vom Privatfernsehen über Handy bis hin zu verschiedenen Social-Media-Kanälen wie YouTube, Twitter und Facebook.
So weit, so gut. Die Fernseh-These kann ich als bekennender TV-Junkie nur bestätigen, ebenso die Aussagen über die Inflation der Werbekanäle – wozu bin ich schließlich seit fast neun Jahren Medien- und Marketingredakteur?
Doch wie sieht es beim Thema Kaffee aus? Ich mache in der nächsten Pause die Probe aufs Exempel und fange ganz bescheiden an: Ich bestelle weder einen „Strawberries & Cream Frappuccino® Blended Cream“, noch einen „Sumatra Lake Toba“, sondern ganz simpel einen Capuccino. „Hamwa nicht“, heißt es auf der anderen Seite der Theke. „Wir haben nur Kaffee!“, sagt die Bedienung. „Okay, haben Sie wenigstens einen großen Kaffee?“, frage ich, um dem Kellner und dem Referenten eine zweite Chance zu geben. „Nein! Nur DIESE Tassen!“, sagt er und zeigt dabei auf ganz gewöhnliche weiße Tassen.
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