Karstadt: Bringen Young-Fashion-Renter die Wende?

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Ist Grau das neue Blond?

Zwölf Uhr Mittag: Zwei Dutzend Teens und Twens stehen im Restaurant einer großen deutschen Warenhauskette für den berühmten Senioren-Teller Schlange. Sie tragen beigefarbene und graue Windjacken. Darunter wahlweise bunt bestickte Blusen und Falteneröcke oder schwarze Strickjacken – so wie ihr Idol Helmut Kohl bei den legendären Verhandlungen mit Michael Gorbatschow im Kaukasus.

Viele tragen Strümpfe in Sandalen. Ihre Haare sind wahlweise grau oder weiß gefärbt. Nach dem Essen liefern sich einige der jungen alten Herren spannende Rollatoren-Rennen. Erschöpft machen sie danach ihren wohlverdienten Mittagsschlaf. Am Nachmittag schauen sie Telenovas auf ARD und ZDF, ihren Lieblingssendern, neben den Shopping-Kanälen QVC und HSE24.

Aufstand der Alten?

Nein, das ist keine Neuverfilmung der ZDF-Dokumentation „2030 – Aufstand der Alten“, bei der aus Geldmangel junge Studenten die Generation 67 plus verkörpern. Es ist vielmehr das logische Ergebnis, wenn man die aktuellen modischen Entwicklungen zu Ende denkt und auf Deutschland überträgt. In Großbritannien färben sich neuerdings die Trendsetter, teilweise auch Filmstars und Models, die Haare grau oder weiß, sodass sie von weitem aussehen wie ihre Großeltern. „Graue Haare sind das neue Blond“, schreibt etwa das Frauenportal Brigitte.de.

Damit setzt sich der Trend fort, den Kleidungsgeschmack der älteren Generation zu übernehmen. Schon seit Jahren sind auf Fashion Shows Models zu sehen, die Socken in Sandalen tragen. Das war lange Zeit eine absolutes No Go in der Mode. Ebenfalls in vogue sind bereits Cardigans, Hosenträger, Fliegen sowie Flicken auf den Ärmeln.

Hoffnung für Renter-Paradies Karstadt

Sollte sich der Trend zur Altherren- und Altweibermode hierzulande weiter festsetzen, wäre das vielleicht die Rettung für die schlingernde Warenhauskette Karstadt, die offenbar wieder in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Schließlich will das Unternehmen seine Rechnung künftig einen Monat später bezahlen als sonst, was die meisten Lieferanten gar nicht witzig finden. Zusätzlich herrscht Medienberichten zufolge – abseits der frisch sanierten Vorzeige-Weltstadthäuser – ein großer Investitionsstau. Und wenn im Herbst der Sanierungstarifvertrag ausläuft, muss Karstadt 50 Millionen Euro mehr Löhne und Gehälter zahlen.

Sollten nun die jungen Leute das als Disney-Land der Rentner verschriene Warenhaus auf einmal hipp finden, könnten sich die Probleme binnen weniger Monate in Luft auflösen. Ob Karstadt-Chef Andrew Jennings das wohl weiß? Sollte er jedenfalls. Schließlich kommt er aus Großbritannien, dem Mutterland des „Aus alt mach cool“-Trends.

Ein Kommentar

  1. Also ich muss sagen, dass ich diese Entwicklung auch schon beobachten konnte. Seit nun knapp 3 Jahre besuche ich mehrere altenheime in münchen und sehe immer wieder „Mode-Trends“ bei den Jugendlichen, die ich aus den Heimen kenne. Es kommen halt viele Trends immer wieder. Ich finde das gar nicht so schlecht. Mittlerweile schaue ich mir selber auch schon einige Sachen von den Seniorinnen ab, muss ich zugeben 😉

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