Fernsehen: Das Lagerfeuer der Nation verglimmt

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Damals, als es in Deutschland nur drei Fernsehsender gab,bezeichnete man den Flimmerkasten noch ehrfürchtig als „das Lagerfeuer derNation“. Schließlich versammelten sich jeden Abend Millionen von Menschen –mangels Alternativen – vor ein und demselben Fernsehprogramm, über das sie sich am nächsten Tag in der Schule, in der Uni oder am Arbeitsplatz trefflich unterhalten konnten. Als hätten sie gemeinsam etwas unternommen.

Doch seit der Inflation der privaten Fernsehkanäle und spätestens seit dem Siegeszug des Internets wird die Lagerfeuerrunde immer kleiner. Nur noch selten gelingt es einer Fernsehsendung, ein ähnlich großes Publikum zu erreichen wie es in den goldenen Zeiten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens gang und gäbe war. Die Samstagabend-Show „Wetten, dass..“ gehörte bis vor kurzem noch zu den wenigen Ausnahmen. Doch das dürfte mit dem Abgang von Thomas Gottschalk bald der Vergangenheit angehören. Sonstige Gassenhauerwie „Tatort“ werden dank neuer Techniken häufig zeitversetzt geguckt.Herkömmliche Video-Rekorder und deutlich einfacher zu bedienende Festplattenrekorder sowie zahlreiche Mediatheken im Internet machen es möglich.

„Ist das Spiel bei Dir auch schon vorbei?“
Was bleibt sind Fußball-Live-Übertragungen. Schließlich ergibt es wenig Sinn, ein Spiel zeitversetzt zu gucken, wenn Nachbarn Tore und Großchancen gut hörbarmit Jubel- oder Schmerzensschreien begleiten oder Autokorsos das Ergebnisverkünden. So dachte ich jedenfalls, bis ich eines Abends einen HORIZONT-Kollegen anrief, um mich live mit ihm über das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft zu unterhalten, dass wir eigentlich zusammen in der Kneipe gucken wollten. Doch nach wenigen Minuten mussten wir feststellen, dass wir unterschiedliche Spiele sahen. Brandheiß fiel mir ein, dass ich vor ein paar Minuten meinen Festplattenrekorder angehalten hatte, um eine Szene ein zweites Mal zu sehen. Sofort spulte ich vor. Vergeblich. Diesmal war mein Kollege neun Sekunden in Verzug, da er das Spiel über eine Internetverbindung sah, ich dagegen über Kabel.

„Gut“, dachte ich mir. „Dann kann ich ja nach dem Spieleinen Witz reißen, den ich schon seit langem einsetzen wollte: Ich rief den Fußballfreund zehn Minuten nach Spielschluss an und fragte in Anspielung auf die Langsamkeit seiner TV-Übertragung: „Und? Ist das Spiel bei Dir inzwischen auchvorbei?“ Statt des erwarteten Lachers hörte ich zu meinem Erstaunen das Wort Nein. Der Grund: Der Kollege hatte das Spiel wegen eines Telefonats angehalten und war somit noch zehn Minuten hinterher. Ach, wie schön waren doch die 80er!

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2 Kommentare

  1. Schöner Artikel! Gibt es noch keine App, die automatisch über Facebook die Statusmeldungen der zu Beschenkenden scannt und auf der Basis Vorschläge macht?

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