Aufgewachsen bin ich in Bremen, aber geboren bin ich als Witze-Erzähler. Eine Kollegin sagte mal, dass 40 Prozent meines Gehirns für Witze reserviert seien. Das ist natürlich glatt gelogen. Es sind mindestens 60 Prozent!
Und das Schöne ist: Ich kann die Witze und Sprüche tagtäglich testen, da ich ständig neue Kollegen bekomme. Am besten sind Praktikanten. Zum einen, weil sie die Witze garantiert noch nicht von mir gehört haben. Zum anderen, weil sie in der Regel noch nicht geboren waren, als meine Witze erfunden wurden. Überhaupt besteht der große Vorteil meiner Witze darin, dass sie nicht alt werden können. Weil sie schon alt sind! Haha!
Vermutlich wurde mir der Schalk in die Wiege gelegt, als meine Eltern entschieden, mich Bert zu nennen. Da musste ich zwangsweise ein großes Maß an Selbstironie entwickeln! Ich muss meine Eltern aber in Schutz nehmen. Sie wussten nicht, was sie taten. Denn als ich auf die Welt kam, gab es die Sesamstraße noch nicht in Deutschland. Sie feierte erst drei Jahre später, 1973, ihre Deutschlandpremiere. Das heißt: Ich war zuerst da! Meine Eltern dachten beim Namen Bert noch an Bert Brecht und nicht an Bert aus der Sesamstraße.
Naja, so wirklich gelitten habe ich unter dem Namen – ehrlich gesagt – nur während der Kindergarten- und der Bundeswehr-Zeit. Davor, dazwischen und danach sind meine Mitmenschen mit meinem Namen mehr oder weniger reif umgegangen. Trotzdem bekomme ich die Frage: „Wo hast Du Ernie gelassen?“ einfach nicht aus meinem Kopf.
Inzwischen gehe ich offensiv mit der Ungnade meiner Geburt um: Immer wenn Freunde oder Verwandte Nachwuchs bekommen, erhält dieser Ernie- und Bert-Puppen geschenkt. So lernen sie sehr früh meinen Namen und freuen sich immer unbändig, wenn sie mich – nach der Beförderung zum Kleinkind (ab einem Jahr) und dem Erlangen des Sprachvermögens – das erste Mal sehen. „Du bist Bert?!“, fragen sie stets ungläubig. Einmal rief ich eine Freundin an. Ihr Freund war am Telefon und rief laut: „Uta! Bert ist am Telefon!“ Ihr Sohn konnte es gar nicht fassen. „Was? Bert ist am Telefon?“ Und wollte mich natürlich unbedingt sprechen. Und ein Kollege erntete großes Erstaunen, als er seinem Sohn erzählte, dass er am nächsten Tag mit Bert nach Düsseldorf fahren würde. Natürlich wurde der Spross für seine Begeisterung mit einem Stoff-Bert belohnt.
Ein weiteres Kuriosum meines Lebens ist, dass ich – obwohl ich Geschichte und Politik studiert habe – als Moderedakteur arbeite. Ich tröste mich damit, dass bestimmt gerade vor dem Weißen Haus ein Reporter steht, der eigentlich unbedingt Modejournalist werden wollte. Schließlich muss das Universum immer ausgeglichen sein.
Zudem ist das Leben in der Modewelt für jemanden wie mich stets ein reicher Fundus an Kuriositäten: Als mein Wechsel von der Marketingfachzeitung HORIZONT zum B-to-B-Titel TextilWirtschaft feststand, luden mich drei künftige Kolleginnen zum Essen ein. Von dem Erlebnis erzählte ich sofort stolz einer Horizont-Kollegin. Doch anstatt etwas zu sagen wie „Super! Erzähl doch mal! Sind die nett?“ erntete ich ungläubiges Staunen: „Was?! Die haben was gegessen?! Ich dachte immer, die drücken sich nur an der Salatbar ‚rum.“
Und als ich nach dem Wechsel einer neuen Kollegin erzählte, dass ich gerade eine Diät mache, klagte sie leicht genervt: „Ach, irgendwie macht hier jeder immer mehr oder weniger eine Diät.“ Ich selbst mache übrigens gleich zwei Diäten. Schließlich wird man von einer allein nicht satt. Und mein Lieblingssport zum Abnehmen ist Gewichtheben. Immer, wenn ich aufstehe …
To be continued
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