Bücherkauf im Internet: Wer zu spät kommt, den belohnt Amazon Marketplace

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Man stelle sich folgendes Szenario vor: Verbraucher A erhält einen Katalog des Autoherstellers B zugeschickt und legt diesen zur späteren Lektüre in seinen Zeitungsständer. Wenige Stunden später hat sich über die Broschüre eine dicke Schicht mit Tageszeitungen und Magazinen gebildet, die ebenfalls darauf warten, gelesen zu werden. Das geht ungefähr vier Monate so weiter. Erst als Verbraucher A eine Gebrauchsanweisung sucht, arbeitet er sich bis zur untersten Schicht des Stapels vor, den er zuvor stets nur teilweise aufgearbeitet hatte.

Nun entdeckt der Jacques Cousteau der Kiosk-Literatur den Katalog und findet sofort ein Modell, das ihm gefällt. Allein der Preis schreckt ihn noch ab. Doch da das Kaufinteresse nun einmal geweckt ist, ruft er im Internet nähere Informationen ab – und stellt zu seiner Freude fest, dass das Auto nicht mehr 14.900 Euro, sondern nur noch 1.990 Euro kostet. Plus 3.000 Euro Überführungsgebühr. Bezogen auf die Autobranche ist die Geschichte vom rapiden Preisverfall natürlich ein Märchen, selbst wenn man in Jahren statt in Monaten rechnet.

„Die Unperfekten“ werden zum perfekten Schnäppchen

Im Buchmarkt ist sie dagegen bittere Wahrheit. Denn haargenau das Gleiche ist mir vor ein paar Tagen passiert, als ich eine Ausgabe des Heftes „KulturSpiegel“, ein Beileger des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, beim Aufräumen fand. In der Rubrik „Buchtipps“ stieß ich auf den Roman „Die Unperfekten“ von Tom Rachman und Pieke Biermann, der laut Amazon-Rezension „auf höchst originelle Weise vom allmählichen, doch unaufhaltsamen Niedergang einer internationalen Tageszeitung mit Sitz in Rom“ erzählt. Für einen Journalisten und Medienredakteur wie mich natürlich eine absolute Pflichtlektüre.

Eine Grafik dokumentiert den rapiden Preisverfall des Buches

Und das Beste ist: Er kostet im gebrauchten Zustand nur noch 1,99 Euro plus 3 Euro Versand. Eine Grafik dokumentiert den Preisverfall des Printproduktes, dessen Wert sich in der Vorweihnachtszeit kurz auf 4 Euro erholte, um danach wieder dramatisch abzufallen. Fünf Tage lang kostete das Taschenbuch sogar nur 1,25 Euro. Dennoch ist der vor mir entrichtete Preis immer noch ein echtes Schnäppchen, zumal ich bei dem Buch nach Erhalt keine Gebrauchsspuren feststellen kann. Es wurde offenbar ungelesen weiterverkauft.

Drei Tage später fällt mir ein weiteres „KulturSpiegel“-Heft beim Auspacken des aktuellen „Spiegel“ entgegen. Bevor ich mir einen darin beschriebenen Buchtitel merken oder ihn gar notieren kann, habe ich das Heft schon ganz tief in meinem Zeitungs- und Zeitschriftenstapel vergraben. Ich bin schon ganz gespannt, wann ich es wieder finde und welche Schnäppchen ich dann machen werde.

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